Action-Rollenspiel für PlayStation und Switch
"Persona 5 Strikers" erscheint am 23. Februar 2021 für PlayStation 4 und Nintendo Switch.
Foto: Atlus
Uhr
Jan Michelsen
Benedikt Plass-Fleßenkämper
Der japanischen Rollenspiel-Hit "Persona 5" kehrt zurück – mit weniger Rollenspiel und mehr Chaos. Ob das Spin-off überzeugen kann, verrät der Test von COMPUTER BILD.
Kaum ein Japan-Rollenspiel eroberte die Herzen von Gamern im Westen in den vergangenen Jahren so rasant wie "Persona 5" von Entwickler P-Studio und Publisher Atlus. Vorherige Ableger der Reihe flogen weitestgehend unter dem Radar, auch wenn die darüber stehende Marke "Megami Tensei" beziehungsweise "Shin Megami Tensei" bereits seit 1987 am Markt existiert. Um die neuen Fans bei Stange zu halten und natürlich etwas Geld zu verdienen, kommt mit "Persona 5 Strikers" nun das Spin-off. COMPUTER BILD hat sich erneut den Phantomdieben angeschlossen und den ungewöhnlichen Ableger für Sie getestet.
Testfazit
Testnote
1,8
gut
In "Persona 5 Strikers" steckt mehr "Persona 5", als zu erwarten war. Hinter dem Spin-off verbirgt sich zwar im Kern ein action- und temporeicher Massenprügler, dafür haben die Macher dem Spiel aber die bekannte Rollenspiel-Marke aufgedrückt. Und auch "Strikers" schafft das, was das JRPG zuvor hervorragend hinbekommen hat: Welten miteinander vereinen. Wer auf die Phantomdiebe steht und einfach im Fahrwasser der schönen Erinnerungen fahren will, der bekommt hier viel Fanservice, tolle Dialoge und Musik, interessante Charaktere (sogar Haru!) und eine spannende Geschichte rund um aktuelle Themen, die Gesellschaft und Freundschaft. Interessiert Sie alles nicht, Sie wollen lediglich in feinster Musou-Manier über Schlachtfelder randalieren und Feinde reihenweise von der Bildfläche boxen? Auch dann werden Sie mit "Persona 5 Strikers" vermutlich glücklich.Also alles perfekt in der japanischen "Persona"-Welt? Mitnichten. Die Geschichte braucht wieder einiges an Anlauf, zumal man ohne Vorkenntnisse des Vorgängers häufig erst einmal vor vollendete Tatsachen gestellt wird. Außerdem benötigt man für die häufig langen Dialoge etwas Geduld und Ausdauer. Zuvor wichtige Dinge wie das Zeitmanagement oder der Velvet Room wurden ersatzlos gestrichen oder arg reduziert. "Strikers" ist nun einmal keine direkte Fortsetzung von "Persona 5", sondern ein starkes Spin-off mit Fokus auf anderen Dingen. Wer damit kein Problem hat, der darf sich jedoch auf die neue Reise der Phantomdiebe freuen.
Pro
- Actiongeladene und taktische Kämpfe
- Coole und abwechslungsreiche Schauplätze
- Stylische Präsentation
- Neue Inhalte für alte Persona-5-Hasen
- Viele Einstellungsmöglichkeiten
- Klasse Synchronisation und Musik
- Deutsche Untertitel
Kontra
- Langatmiger Einstieg
- Bosskämpfe arten in Schwachpunkt-Orgien aus
- Einige Mechaniken des Rollenspiels fehlen
- Kamera spielt manchmal verrückt
Persona 5 Strikers: Urlaub einmal anders
Vorweg noch einmal zur Einordnung: Sowohl "Persona 5" als auch der beim Umfang erweiterte Nachfolger "Persona 5 Royal" heimsten haufenweise Bestnoten und Auszeichnungen ein. Nicht umsonst stehen beide Titel bei den Bewertungsportalen Metacritic und Opencritic mit im Schnitt 94 Prozent in den ewigen Top-Listen der PlayStation 4, direkt hinter den Krachern "Red Dead Redemption 2" und "GTA 5". Mit "Persona 5 Strikers" gehen die Entwickler jedoch einen völlig anderen Weg und lassen Spieler in die Welt der Musou-Spiele eintauchen. Dabei handelt es sich in der Regel um Massenschlachten zwischen Hauptcharakteren und bisweilen Hunderten Gegnern. Zu den bekanntesten Musou-Titeln gehören wohl "Dynasty Warriors" oder der "Zelda"-Ableger "Hyrule Warriors". Zu den Mechaniken aber später mehr.
Worum geht es überhaupt in "Persona 5 Strikers"? Die Story setzt zeitlich vier Monate nach "Persona 5" an, während die Royal-Edition außer Acht gelassen wird. Entsprechend fehlen auch neue Charaktere wie Kasumi. Nach einer kurzen Trennung treffen sich die Phantomdiebe im bekannten Café Leblanc und planen einen gemeinsamen Sommerurlaub. Der fällt jedoch ins Wasser, als der Hauptcharakter ("This Guy"), sein bester Freund Ryuji und Katze Morgana wieder im Metaverse landen, das eigentlich in "Persona 5" zerstört wurde. Statt sich an den Strand zu legen, ziehen die Freunde in den Kampf gegen neue Bösewichte – inklusive neuer Begleiter wie etwa Sophia. Als Schauplatz dient nicht wieder Tokio samt Vororten, sondern das komplette Japan – ein waschechter Roadtrip! Wichtig: Sie müssen das vorgeschaltete JRPG nicht unbedingt gespielt haben, viele Dinge erklärt das Spiel "im Vorbeigehen". Leider fehlt dann die ganz große Liebe zu den häufig sehr tollen Charakteren.
Persona 5 Strikers mit Action und Tempo
Während in "Persona 5" noch rundenbasiert geknobelt und gekämpft wurde, geht es bei "Persona 5 Strikers" temporeicher zur Sache. Der Grund sind die Massenschlachten, die aber trotz allem einen aus dem Rollenspiel bekannten Flow beibehalten. So verprügeln Sie die meisten Feinde zwar mit einfachem Hämmern auf die Tasten, stärkere Gegner müssen hingegen vorher geschwächt werden. Dafür greifen Sie auf Ihre Persona zurück, eine Art Monster mit speziellen Elementen. Diese Elemente funktionieren nach dem "Schere, Stein, Papier"-Prinzip und offenbaren Schwachpunkte, die man anschließend ausnutzt. Im Gegensatz zu anderen Vertretern der Musou-Gattung müssen Sie also durchaus taktieren und aufmerksam spielen, zumal besondere Angriffe Ressourcen kosten und Sie mit bis zu vier Charakteren gleichzeitig in den Kampf ziehen. Lediglich Joker darf ganz alleine gleich mehrere Persona mitnehmen. Gerade die längeren Kämpfe gegen die Monarchen und Mini-Bosse sind unglücklicherweise anstrengend und wenig interessant, da man nur darauf wartet, den Schwachpunkt mit seiner Persona zu erwischen. Übrigens: Der sogenannte Velvet Room als Persona-Hub wurde in seinen Funktionen leider ziemlich gestutzt.
Bei "Persona 5 Strikers" greifen die Macher trotz des neuen Kampfsystems auf bekannte Mechaniken zurück. Das Zeitmanagement fällt komplett weg; Sie dürfen das Metaverse so oft verlassen, wie Sie möchten. Außerdem steht der Shop bei Ihrer Rundreise durch Japan jederzeit per Smartphone bereit, die Geschäfte von Iwai und Takemi haben geschlossen. Außerdem dürfen Sie nun als Koch in Erscheinung treten und die Phantomdiebe mit Statusverbesserungen versorgen. Neben dem obligatorischen Levelaufstieg erhalten Sie zusätzlich Bindungspunkte zu Ihren Freunden, mit denen Sie Erleichterungen im Kampf freischalten. Außerdem stimmt einmal mehr die Kombination aus Humor samt Wortspiel und brandaktuellen Themen wie künstlicher Intelligenz (KI), dem Darknet oder Machtspielchen auf Social-Media-Plattformen.
Perfektes Chaos bei Persona 5 Strikers
Optisch überzeugt "Persona 5 Strikers" in fast allen Bereichen. Die Grafik orientiert sich am vorangegangenen Rollenspiel, die Zeichnungen der Charaktere sind nach wie vor klasse. Fast alle Gegnertypen sind bekannt und sehen bisweilen komplette irre aus. Dieser Eindruck setzt sich auch bei den verschiedenen Gebieten fort, die zum Erkunden einladen und neben Items zusätzlich Angriffe mit Umgebungsobjekten und Fortbewegungsmitteln wie Scootern oder Snowboards ermöglichen. Kleine Side-Scrolling-Einlagen mit fester Kamera gibt es obendrauf. Und wie bei fast jedem Musou-Game gilt: Chaos ist vorprogrammiert! Auf dem Bildschirm passiert in manchen Kampfsituationen dermaßen viel auf einmal, dass man schnell die Übersicht verliert. Da hilft eine kurze Pause im Persona-Menü, um das Geschehen neu zu ordnen und sich den nächsten Angriff zurechtzulegen.
Wie schon bei "Persona 5" und "Persona 5 Royal" ist die Soundkulisse hörenswert. Alle wichtigen Dialoge sind vertont, die englischen Synchronsprecher leisten eine hervorragende Arbeit. Auf Wunsch lauschen Sie den japanischen Sprechern. Leider fehlt eine deutsche Tonspur, hier winken lediglich Untertitel mit ab und an fragwürdiger Übersetzung. Die eingängige Musik mit der Stimme der japanischen Jazz- und Soul-Sängerin Lyn Inaizumi ist ohnehin über jeden Zweifel erhaben. Besitzer der Rollenspiel-Vorgänger bekommen neben den neuen Tracks zudem die Option auf die bekannten Lieder "Last Suprise" und "Take Over" in den Kämpfen.
"Persona 5 Strikers"-Release: 23. Februar 2021 für PlayStation 4 und Nintendo Switch.